Nach dem Generalshotel soll nun auch Bogensee unter die Abrissbirne
Der brandenburgische Landeskonservator Thomas Drachenberg warnt vor dem unsensiblen Umgang mit dem kulturellen Erbe der DDR-Architektur, wie heute die Medien berichten.
Bericht der Märkischen Oderzeitung
Erst am 15. September hat, entgegen dem Votum des Landesdenkmalamtes und aller denkbaren Fachleute, die Bundesregierung den Abriss des einmaligen und in herausragend gutem Zustand befindlichen „Generalshotels“ auf dem Gelände des BER befohlen, nun plant der Berliner Senat, in dessen Eigentum sich das auf Brandenburger Boden befindliche Ensemble liegt, den Abriss der früheren FDJ-Hochschule in Bogensee. Das Gelände hatte mit dem Landsitz von Reichspropagandaminister Goebbels aus den 1930er-Jahren einen zweifelhaften Vorbesitzer. Das heute dem Abriss ausgesetzte Ensemble wurde jedoch ab 1951 als Jugendhochschule vom Architekten Hermann Henselmann, dem Schöpfer der Bauten in der heutigen Karl-Marx-Alle in Berlin, im Stil des „Sozialistischen Klassizismus“ geschaffen.
Bogensee auf Wikipedia
Der gesamte Komplex steht mindestens seit 2008 unter Denkmalschutz des Landes Brandenburg. Wie beim „Generalshotel“, dass der Bundesregierung gehört, scheint auch hier nun der im Land Brandenburg im Verfassungsrang stehende Denkmalschutz bloße Makulatur zu sein, da der Komplex dem Land Berlin gehört. Wenn Denkmalschutz für Denkmäler im Land Brandenburg nur gilt, wenn sie sich auch im Besitz des Landes befinden, ist er weitgehend wertlos. Wir erachten dies für einen unhaltbaren, ja sogar verfassungsrechtlich bedenklichen Zustand. Hier muss die Landesregierung Haltung bekennen, was ihr der Inhalt ihrer eigenen Verfassung wert ist. Wenn Eigentum Denkmalschutz brechen kann, gibt es keinen Denkmalschutz mehr. Während jeder private Eigentümer eines Denkmals mit strengen Auflagen unter hohem Kostenaufwand zu einer denkmalgerechten Sanierung gezwungen werden kann, dürfen Bundesregierung oder andere Landesregierungen offenbar ohne jede Rücksichtnahme ihre denkmalgeschützten Gebäuden in Brandenburg abreißen lassen. Auch hier scheint also mit zweierlei Maß gemessen zu werden.
Über Gründe zunehmender Politikverdrossenheit brauchen die daran beteiligten Politiker nicht mehr zu rätseln. Diese Handlungen gehören mit Sicherheit dazu.