Zurück zu den Erzgroßeltern

Ahnenforschung boomt – Wurzelsuche auch in Brandenburg


Oft ist es bei Familientreffen Thema. Wenn Großeltern und Enkel sich unterhalten, läuft das Gespräch dann auf Wurzeln der Familie zu. Oma und Opa schöpfen aus Erinnerungen, erzählen über Urgroßeltern und deren Herkunft. Manchmal wird auch eine Anfrage an die Brandenburgische Genealogische Gesellschaft „Roter Adler“ (BGG) in Potsdam daraus. „Solche Anliegen haben wir oft — wo komme ich her, wo lebten die Ahnen“, sagt Vize-Vorsitzender Lutz Bachmann. Der Verein kann bei diesen über 100 Anfragen pro Jahr Tipps geben, wo Suchen sinnvoll sind: Vom Standesamt über Kirchenbücher bis zum Web — eine der Wurzeln des Booms der Ahnenforschung. Wer sind meine Vorfahren, wo lebten sie, was haben sie gemacht? Persönliche Stammbaumsuche ist Basis eines ganzen Wirtschaftszweigs geworden, vor allem in den USA aber inzwischen auch hierzulande. Landesweit soll es bereits 30.000 Familienforscher geben —hobby- und mehr oder minder gewerbsmäßig. Unternehmen wie etwa Familysearch oder MyHeritage beschäftigen sich vor allem mit solchen Genealogie-Diensten, die bis hin zu umstrittenen Speichel-DNA-Tests gehen.

Beim „Roten Adler“ kommen die meisten Anfragen aus anderen Regionen Deutschlands und dem Ausland, vor allem den USA. Viele Ahnensucher vor Ort stoßen bei Recherchen auf andere Länder. Brandenburg ist ein Einwanderungsland. Von den Anfängen im Mittelalter an prägten Einwanderer die Landesgeschichte. Kamen zunächst deutsche Fürsten als Eroberer in die von Slawen bewohnten Landstriche, folgten ab dem 12. Jahrhundert christliche Einwanderer aus dem Westen, aus Frankreich und den Niederlanden. Sie besiedelten viele Gebiete, vermischten ich mit Einheimischen, gründeten Städte und Dörfer, trieben die Entwicklung der Landwirtschaft voran.

Auch Schweizer waren im 18. Jahrhundert in diesen Schmelztiegel gelockt worden. Damalige Kurfürsten organisierten Trecks, um aus dem überbevölkerten Alpenland Menschen — künftige Abgabenzahler — in die nach dem 30jährigen Krieg wüste und leere Mark zu holen. So kann die Ahnensuche sehr aufwendig werden. Wer es nur bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts schafft, zehn Generationen zurück, kann schon mit Tausenden Ururururururururgrößmüttern und -vätern rechnen, die von Forschern „Stammeltern“ genannt werden. Noch einmal zehn Generationen weiter sind wir bei den „Erzgroßeltern“ — ein Jonglieren mit über einer Million Namen. Einige der 200 Mitglieder des Roten Adler haben die Wurzeln des eigenen Stammbaums freigelegt. Zudem wurden von Mitwirkenden Historien von Berufsgruppen wie Malern und Maurern erarbeitet. Manches wurde in den Brandenburgischen Genealogischen Nachrichten oder im Genealogischen Jahrbuch des BGG-Verlags veröffentlicht, der gelegentlich weitere Bücher herausbringt.

Quelle:
Märksiche Allgemeine Zeitung vom 25.07.20/26.07.20

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